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Colin Kraft zur Förderung der Jugendarbeit

14. Dezember 2021

Redebeitrag von Colin Kraft, Abgeordneter der CSP-Fraktion & Mitglied im Ausschuss II für Kultur, Beschäftigung, Wirtschaftsförderung und ländliche Entwicklung:

Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrte Mitglieder des Parlaments und der Regierung,

Seit 2011 gibt das Dekret zur Förderung der Jugendarbeit dem Jugendsektor in Ostbelgien einen Rahmen. Da auch die Jugend nicht stehen bleibt, sollte dieses Dekret stets den aktuellen Bedürfnissen der Jugend angepasst werden. Und das soll hiermit getan werden!
Auch wenn man sich fragen kann, wer eigentlich der Motor der Veränderung, der Weiterentwicklung, ist.
Ist es der Jugendsektor, der schon längst eine Veränderung und Anpassung verdient hatte?
Oder ist es die eher phlegmatische, also schwerfällige Regierung…

Nichtsdestotrotz war die Entstehung dieses Dekretentwurfs sehr interessant.
Es gab Anhörungen der Gemeinden und der anderen Beteiligten der Jugendarbeit. Es wurde der kleinste gemeinsame Nenner gefunden, mit dem alle offenbar leben können. Das ist doch schon mal eine befriedigende Sache.

Das vorliegende Dokument zur Förderung der Jugendarbeit ist in unseren Augen also recht vernünftig und das was die Gemeinden und die verschiedenen Akteure der Jugendarbeit gefordert hatten.
Endlich - muss man da sagen. Es freut uns, dass die verschiedenen Akteure der Jugendarbeit sich nun einbezogen fühlen – Schade nur, dass das im Umkehrschluss heißt, dass dies all die Jahre vorher nicht der Fall zu sein schien.

Es gibt zahlreiche Aspekte des vorliegenden Dokuments, die genannt werden sollten, da sie einen positiven Effekt auf die Jugendarbeit haben. Diese hier zu nennen, würde den zeitlichen Rahmen sprengen. Da verlasse ich mich aber auf die Mehrheitsfraktionen, jedes positive Detail zu präsentieren.

Ich möchte mich in diesem Rahmen folgenden Punkten widmen:

Meine Damen und Herren,

eben habe ich bereits kurz den Fachkräftemangel in Bezug auf den Bereich der Jugendarbeit angesprochen. Dazu möchte ich nochmals wiederholen, dass der Fachkräftemangel – egal in welchem Bereich – sich nicht beheben lässt, wenn wir die Berufe im Sozial- und auch Gesundheitsbereich nicht signifikant entlohnen und anerkennen.

Hier in diesem Fall geht es um Menschen, die sich um unsere Kinder und Jugendlichen kümmern; um ihre individuellen Sorgen, Nöte und Bedürfnisse und das jeden Tag aufs Neue.

Die Mitarbeiter/-innen haben immer ein offenes Ohr für die Probleme der Kinder und Jugendlichen, die zu ihnen kommen, egal ob es um Schwierigkeiten in Schule, Familie, Ausbildung oder Beziehung geht, um Gewalt und Drogen oder um Themen wie Missbrauch oder Extremismus. Sie sind Ansprechpartner/-in, Berater/-in und Vertraute/r in einem und bieten Jugendlichen Halt und Stabilität. Sie fördern die gegenseitige Akzeptanz und stoßen Integrationsprozesse an. Jugendarbeit heißt also mit den unterschiedlichsten Konflikten umgehen zu können.

Es stellt also absolut kein Wunder dar, dass ohne vernünftige Arbeitsbedingungen allmählich das qualifizierte Personal knapp wird.

Das was diese Menschen tagtäglich leisten, muss dementsprechend anerkannt werden und die Wertschätzung erhalten, die es verdient. Das sollte es uns doch wert sein!

Die Anforderungen an die Ausbildung herabzustufen kann nicht die alleinige und vor allem langfristige Antwort darauf sein.

Man kann nicht jedes Loch einfach notdürftig mit Panzertape zukleben und hoffen, dass es hält. Wir müssen die Ursache an der Wurzel packen, anstatt nur die Symptome zu behandeln.

Nochmal:
Wir wollen damit keinesfalls sagen, dass Mitarbeiter ohne entsprechende Ausbildung weniger verdienen sollten. Diejenigen, die eine Ausbildung absolvieren, müssen nur dementsprechend entlohnt werden.
Denn, wie es schon im Dekretentwurf treffend beschrieben wird: „Die Qualität der Jugendarbeit steht und fällt mit ihren Fachkräften.“

An den Herausforderungen, die die Jugendarbeit mit sich bringt, lässt sich nichts ändern. An der Bezahlung und den Arbeitsbedingungen – auch zum Schutz der Gesundheit von MitarbeiterInnen – schon.

Dazu kommen noch die Auswirkungen der anhaltenden Corona-Krise:
Diese dürften die Bedürfnisse, die Gesundheit und Zukunft der Jugendlichen und somit die Herausforderungen bei der täglichen Arbeit der JugendarbeiterInnen immens beeinflussen.
Und darauf sollten wir stets ein Auge haben. Sind wir ausreichend für die Zukunft gewappnet oder müssen wir gegebenenfalls nochmal nachsteuern?

Schließlich wissen wir mittlerweile, dass die Pandemie und die damit verbundenen Sicherheitsmaßnahmen auch und vor allem den Jugendlichen zugesetzt haben und immer noch zusetzen. Die Corona-Krise bestimmt auch ihr Leben und hat einen deutlichen Einfluss auf ihre Entwicklungsmöglichkeiten.

Dabei sind Drogenkonsum, Depressionen, Bore-Out, Ängste oder häusliche Gewalt nur die Spitze des Eisbergs.

Mögliche langfristige Folgen der Schutzmaßnahmen, wie die massive Einschränkung der sozialen Kontakte durch Schulschließungen, fehlendes Vereinsleben, ausgefallene Geburtstags- und Abschlussfeiern, nicht gefeierte Familienfeste wie Kommunion oder Firmung und vieles mehr, müssen aufgefangen werden. Denn das alles kann beträchtliche Spuren hinterlassen.
Es wird also höchste Zeit, dass sich hier etwas tut.

Zum Schluss möchten wir nochmal betonen, dass wir ausdrücklich begrüßen, dass die verschiedenen Akteure endlich einbezogen wurden. Das ist wichtig, denn sie sind die Profis und wissen was die Jugendlichen brauchen.
Der kleinste gemeinsame Nenner mit dem jeder Beteiligte leben kann, ist ein akzeptabler Anfang.
Die CSP wird dem Dekretentwurf zustimmen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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