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„Die Lage der Menschen ist dramatischer als ich dachte“ - Bilanz der IZOM Veranstaltungen


Ostbelgien, 29.06.2017. Das IZOM-Abkommen wird diesen Samstag beendet sein. Die CSP Ostbelgien hat in den vergangenen Wochen drei Veranstaltungen zu diesem Thema organisiert und ist mit über 300 Gästen auf großes Interesse gestoßen. Allerdings dürften die Probleme noch längst nicht überwunden sein – im Gegenteil.


„Ende IZOM-Abkommen: Was nun?“ lautete das Thema der Veranstaltungen in Kelmis, Walhorn und Eynatten. Ziel der Abende war es, über die politische Dimension dieser Angelegenheit aufzuklären und die bis dahin bekannten Informationen der sogenannten „Ostbelgien-Regelung“ mitzuteilen. „Der Standpunkt der Partei war vorher schon klar“, erklärten die beiden CSP-Gastgeber Patricia Creutz und Jérôme Franssen. „Daher ist es uns bei unseren Veranstaltungen immer wichtig, unabhängige Experten einzuladen, um auch eine Kontroverse zum Thema herzustellen.“

Mit den Vertretern Heike Au, Expertin für Europaverträge und Hans-Willi Schemken, Bevollmächtigter des AOK-Vorstandes, waren zwei Vertreter der AOK-Rheinland-Hamburg vor Ort, die damals auch das IZOM-Abkommen mitverhandelt hatten. „Wir haben schon viele grenzüberschreitende Verträge mit Drittstaaten ausgehandelt. Das IZOM-Abkommen mit Belgien war stets ein, wenn nicht sogar DAS Vorbild in der Gesundheitsversorgung. Umso trauriger ist nun das Ende“, drückte Heike Au ihr Bedauern über die Entwicklung aus.

Mit dem Aachener Arzt Rudolf Henke, Mitglied des Bundestages und 1. Vorstandsmitglied der Ärztegewerkschaft „Marbuger Bund“, konnte man ebenso jemanden für die Veranstaltungen gewinnen, der die Komplexität der deutschen Behandlungen und Abrechnung in Verbindung mit ausländischen Versicherten erklären konnte. „Die Menschen der Euregio können wählen, wo sie wohnen, arbeiten, lieben und einkaufen. Warum also nicht auch bei der ärztlichen Behandlung?“

Bei allen drei Veranstaltungen machten sich die Gäste lautstark Luft über ihren Ärger, dass augenscheinlich das Geld wichtiger als die Gesundheit der Bürger ist. Nicht selten merkten Bürger an, dass so kurz vor Schluss selbst die Krankenkassen nicht wüssten, wie es weitergeht. „Wir haben vor kurzem eine Krebs-Diagnose in der Familie erhalten und wollen aus Vertrauensgründen nach Aachen. Keiner kann uns sagen, wie es weitergeht“, so eine Frau aus dem Publikum. Bei den Sorgen geht es meist um die Erstattung teurer Medikamente, die es in Belgien nicht gibt. Diese werden in Zukunft nicht erstattet. „Das geht nicht selten um fünfstellige Beträge“, so Oberarzt Dr. Jost, selbst Ostbelgier und Onkologe im Klinikum. Er musste nach einer sehr emotionalen Diskussion in Eynatten feststellen, dass ihn die Situation überrascht. „Ich wusste ja schon, dass es für manche schwierig wird. Aber die Veranstaltungen verdeutlichten auch mir, dass die Lage einiger Menschen dramatischer ist als ich dachte.“

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