Flexibilität statt Verpflichtung: Die CSP lehnt einen zwingenden Kindergarteneintritt für Dreijährig
Im Mai haben die frankophonen Liberalen (MR) im Senat einen Resolutionsvorschlag zur Herabsenkung der Unterrichtspflicht auf drei Jahre eingereicht, den Gemeinschaftssenator Gregor Freches (PFF) ausdrücklich begrüẞte. Nun kritisiert die Christlich Soziale Partei Ostbelgien (CSP) diesen Vorstoẞ: Der Kindergarteneintritt muss flexibel bleiben, um der unterschiedlichen Entwicklung und den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden. Eine pauschale Pflicht ist nicht förderlich.
Für viele Kinder markiert der Eintritt in den Kindergarten den Startpunkt des gesellschaftlichen Lebens auẞerhalb der Familie. Nicht selten entstehen in dieser frühen Phase der Sozialisation Freundschaften, die ein Leben lang Bestand haben. Diesen wichtigen Meilenstein sollen nun alle Kinder pauschal mit drei Jahren erreichen. So sieht es eine Resolution der frankophonen Liberalen im Senat vor, durch die das Mindestalter für die Unterrichtspflicht von fünf auf drei gesenkt werden soll.
Die Christlich Soziale Partei Ostbelgiens (CSP) lehnt diesen Vorstoẞ ab. Die gegenwärtige Gesetzgebung erlaubt eine angemessene Flexibilität für die unterschiedlichen Fähigkeiten und Bedürfnisse der Kleinkinder. Die CSP spricht sich dafür aus, dass auch in Zukunft die Eltern selbst über den Eintritt und die Rahmenbedingungen des Kindergartenbesuchs ihrer Kinder entscheiden dürfen.
Durch die Senatsresolution geht Flexibilität verloren: An die Stelle elterlicher Fürsorge tritt eine allgemeine Pflicht, die Charakter, Entwicklung und Vorliebe des Kindes völlig außer Acht lässt.
Zudem verfehlt die Resolution die ostbelgische Lebensrealität. Die überwiegende Mehrheit hiesiger Kinder besucht ohnehin ab dem dritten Lebensjahr regelmäẞig den Kindergarten. Allerdings entscheidet die Familie freiwillig und selbstbestimmt über diesen Schritt. Eine allgemeine Verpflichtung wird den unterschiedlichen Bedürfnissen und Entwicklungsgraden der Kinder nicht gerecht und pauschaliert da, wo elterliche Vernunft oberste Priorität haben sollte.
Der CSP-Abgeordnete Colin Kraft stellt klar: "Wir müssen unseren Kindern die Freiheit lassen, Kinder sein zu dürfen - Insbesondere in ihren ersten Lebensjahren. Im Alter von drei unterscheiden sich einzelne Kinder sehr voneinander, was ihre Fähigkeiten und Bedürfnisse betrifft. Nicht alle haben denselben Rhythmus. So wichtig der Kindergarten auch für die Sozialisation der Kleinen ist, alle Dreijährigen zum Eintritt zu verpflichten, wird diesen Unterschieden nicht gerecht. Im schlimmsten Fall kann ein solcher Zwang sich nachhaltige schädlich auf die gesunde Entwicklung der Kleinen auswirken und mehr schaden als nutzen."
Auch Krafts Kollegin im Bildungsausschuss des DG-Parlaments Stephanie Pauels äuẞert Bedenken: "Auch wenn die Senatsresolution Ziele wie frühkindliche Bildung, die Unterstützung berufstätiger Eltern und die Förderung sozialer Integration verfolgt, muss bedacht werden, dass die tatsächlichen Auswirkungen einer Unterrichtspflicht ab drei Jahren von verschiedenen Faktoren abhängen, wie der Qualität der Bildungseinrichtungen, der Ausbildung des Personals und der Ausgestaltung des Lehrplans."
Dem pflichtet auch CSP-Spitzenkandidat Jérôme Franssen bei: "Es ist wichtig, dass wir uns auf das Wesentliche konzentrieren: Das Wohl der Kinder. Es gibt auch in Ostbelgiens Kindergärten dringende Probleme. Ganz offensichtlich besteht ein akuter Mangel an Betreuungspersonal. Die bestehenden Personalprobleme würden sich durch einen obligatorischen Eintritt ab drei Jahren noch weiter zuspitzen. Darunter würde dann auch die Qualität der Betreuung leiden, was niemand wollen kann. Die vorgeschlagene Pflicht ist der falsche Weg: Wir sollten andere Diskussionen führen. Statt auf Verpflichtungen und Zwang sollte bürgernahe Politik auf die Vernunft und das Ermessen der Bevölkerung vertrauen. Die Weichen für den schulischen Eintritt der Kinder sollen auch weiterhin durch die Familien gestellt werden. Die CSP fordert Flexibilität statt Verpflichtung - Zum Wohl der ostbelgischen Kinder und Familien."
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