„Ablehnung des europäischen Gedankens“
IZOM: Rund 100 Gäste bei Auftaktveranstaltung in Kelmis – Falldaten immer in Belgien gewesen
Kelmis, 09.06.2017. Bei der Auftaktveranstaltung der CSP der Info-Reihe zum Thema „Ende IZOM-Abkommen“ am vergangenen Donnerstag machten viele Teilnehmer ihrem Ärger über die bevorstehenden Veränderungen Luft. Auch die Experten sprachen von einem Rückschritt im Sinne der Europäischen Idee.
„Ich ziehe hier weg“, sagte beim Publikumsaustausch ein verärgerter Bürger, der seinem Unmut Luft machte, nachdem der stellvertretende CSP-Fraktionsvorsitzende Jérôme Franssen die Grundlagen zur neuen Ostbelgien-Regelung vorgestellt hatte. „Ich bin auf dauerhafte medizinische Versorgung angewiesen, die bisher auch zuverlässig in Aachen gewährleistet wurde. Das neue Modell kann ich mir nicht mehr leisten.“ Jérôme Franssen machte deutlich, dass auch er selbst ganz und gar nicht überzeugt von der neuen Regelung ist. „Das ist alles zu bürokratisch und nicht im Sinne des Bürgers. Man kann den Eindruck gewinnen, dass man die neuen komplexen Abläufe einführt, damit es eben nicht genutzt wird. Das ist gegen unser Verständnis der Politik für den Bürger.“
Auch die anderen Experten auf dem Podium bedauerten die Entwicklung. Hans-Willi Schemken und Heike Au von der AOK Rheinland-Hamburg, haben damals das IZOM-Abkommen mitentworfen und sind immer noch stolz darauf. „Die AOK versteht sich damals und heute als eine Kasse, die im Sinne des europäischen Leitbildes Lösungen im Sinne der Bürger anstrebt. Das IZOM-Abkommen hatte Modellcharakter, auch wenn es nicht perfekt war“, erklärten die beiden Experten. „Das Ende von IZOM ist wird vor allem einschneidende Veränderungen für den Bürger haben.“
Falldaten sind in Belgien
Interessant war die Aussage der AOK-Vertreter, dass die Patientendaten „selbstverständlich“ nach Belgien übermittelt werden. „Der Arzt muss der AOK dies mitteilen und wir geben an die Deutsche Verbindungsstelle Krankenkasse Ausland (DVKA) weiter, die das wiederum dem LIKIV in Belgien zustellen. Warum die Falldaten nun nicht zu den ostbelgischen Krankenkassen weitergeleitet werden, ist Sache des LIKIV“, so der AOK-Vorstandsbevollmächtigte Hans-Willi Schemken.
Ein weiterer Experte im Rund war Rudolf Henke, Aachener Internist, 1. Vorsitzender der Ärztegewerkschaft Marburger Bund und Mitglied des Deutschen Bundestages. „Wir leben in einer Region, in der wir die Grenzen in den letzten Jahrzehnten abgebaut haben. In der Euregio hat der Bürger die freie Wahl wo er wohnt, einkauft, liebt und lebt. Diese Wahlfreiheit sollte es auch bei der Arztwahl geben, weil es viel mit Vertrauen zu tun hat.“
Patricia Creutz, Mitglied des Gesundheitsausschusses im Parlament der DG betonte, dass es doch in erster Linie um den Menschen geht und nicht um eine Nummer. Das ließe die aktuelle Politik doch sehr vermissen. Der Tenor im Publikum war im Anschluss eindeutig. Viele waren enttäuscht, verärgert. „Ich frage mich, wie viel Geld damit wirklich eingespart wird“, bemerkte am Ende ein Gast.
Bei den nächsten beiden Veranstaltungen am kommenden Donnerstag in Walhorn (Haus Harna) und am 22. Juni in Eynatten (Hotel Tychon) wird die CSP erneut informieren. Jeder ist herzlich willkommen